Vor über einem Monat landete ich auf Chios, einer Insel in der Ägäis, sechs Kilometer von der türkischen Landesgrenze entfernt. Auf der Insel liegt das Flüchtlinglager Vial mit knapp 4000 Flüchtlingen. Als ich das Lager zum ersten Mal sah, war ich sprachlos. Bis heute frage ich mich: „Wie ist dieser Zustand 2020 möglich?“ Und: “Wie kann eine ganze Welt dabei zusehen und nichts unternehmen?“
Auf dem “Mastic Campus”, eine Schule für Flüchtlinge, die u.a. von Be Aware and Share mitaufgebaut wurde, unterrichte ich seit meiner Ankunft. Ich liebe meine Arbeit hier.
Nach der Arbeit fahre ich mit dem Auto nach Hause. Ich habe ein schönes Apartment in der Stadt und lebe zusammen mit zwei weiteren Volunteers. Meine Schülerinnen und Schüler laufen zu Fuss zurück nach Vial, wo sie leben. Alle meine Schülerinnen und Schüler leben in Vial.
Gegen Abend frage ich meinen Mitbewohner (Community Volunteer und Flüchtling aus Syrien), ob ihm die Arbeit und die Organisation gefallen. Er antwortet: „Be aware and share ermöglicht den Flüchtlingen Englisch zu lernen, zu duschen (meist gibt es in Vial kein Wasser), und für vier Stunden dem dortigen Horroralltag zu entkommen. Verglichen zu meinem früheren Leben und/oder dem Leben in Vial, ist es genug – etwas anderes kann ich nicht erwarten.“
Ich sage: „Es ist nicht genug!“As long as we live in a world with circumstances like this, it’s never enough.We have to do more, all of us.